Mittwoch, 4. April 2012

Die Natur erwacht...


Die Natur erwacht…

Diesen wundervollen Tag heute konnte und wollte ich nur nutzen, um in den Garten zu gehen und dort zu arbeiten. Wobei dieser Begriff für mich gar nicht stimmig erscheint. Für mich bedeutet Gartenarbeit, mich zu regenerieren, zu erden, zu sammeln und mich mit der Erde als Ursprung des Lebens zu verbinden. Es war leicht, alles andere zur Seite zu schieben und dieser Tätigkeit den Vorrang zu schenken. Das noch verbliebene Laub des Herbstes aus den Beeten zu räumen, am liebsten  mit bloßen Händen, die Sträucher und Rosen zurück zu schneiden, und dabei wahrzunehmen wieviel Kraft und Energie des Wachstums schon vorhanden ist. Zu sehen wie die Knospen schon prall gefüllt sind und nur darauf warten, noch ein paar Tage warme Temperaturen abzuwarten, damit sie dann beginnen können sich zu entfalten. Der kalte Winter hat seine Spuren hinterlassen: einige der Rosen haben gelitten, die Hortensien musste ich stark zurückschneiden, die Efeublätter sind stark in Mitleidenschaft gezogen – mal sehen, ob es sich in seiner Substanz nochmal erholen wird. Gleichzeitig krabbeln schon die ersten Käfer über die Erde, so viele Marienkäfer krabbelten unter den welken Blättern ans Licht. Unser Hund war vor ein paar Tagen (es gab nachts noch Minusgrade) schon wieder Anlaufstelle für die erste Zecke (wobei ich darauf gut verzichten könnte).

Es gibt für mich kaum ein größeres Geschenk, als im Rhythmus der Natur die Jahreszeiten auf diesem kleinen Stückchen Erde begleiten zu dürfen. Jedes Mal bei der Gartenarbeit fühle ich mich eng mit der Natur verbunden, fühle mich im Einklang mit all dem was mich umgibt und gleichzeitig als Teil dieses großen Ganzen. Als ich, beim Laub aus den Beeten räumen, das Bild der sich nach der Sonne reckenden Schlüsselblume, das leere Schneckenhaus und den kleinen krabbelnden Marienkäfer sah, fühlte ich tiefe Berührtheit. Wieviel Leben und gleichzeitig Sterben dieses Bild vereint!
Mit wieviel Kraft die Natur Jahr für Jahr im Frühling erwacht. Wie sie sich entfaltet, grünt und blüht, wächst und gedeiht – in dem Wissen, dass nach dem Sommer und dem Herbst, der Winter folgt und ALLES wieder hinweg nimmt. Sie zum Rückzug zwingt, die Kälte ihren zusätzlichen Beitrag leistet, und das was noch versucht zu bleiben erfriert. Jahr für Jahr! Der Rhythmus des Lebens. Geboren werden, wachsen, gedeihen und blühen, ernten, welken, sich zurückziehen und sterben!
Ich stelle mir vor, die Natur entscheidet irgendwann, keinen Sinn mehr in diesem Aufwand zu sehen und „keine Lust“ mehr zu haben, (wie es uns Menschen manchmal geht) diesen Prozess in Gang zu setzen. Sie könnte sich fragen: Wofür das Alles?
Ich hoffe, sie kommt niemals auf diesen Gedanken!
Wie trostlos, wie schrecklich die Vorstellung, es wird Frühling und die Natur hat sich gegen das Wachstum entschieden!

Nun war meine Intention für diese Zeilen nicht allein, über meine starke Verbindung zur Mutter Erde, meinen Garten und den Pflanzen zu schreiben. Es geht mir darum, ins Bewusstsein zu rufen, wie viel uns mit der Erde verbindet. Auch wir sind Teil dieser Erde, Teil dieses gesamten Universums. Wir leben im Rhythmus der Jahreszeiten, im Rhythmus der Natur, auch wenn dieses Bewusstsein bei manchen Menschen viel zu sehr in den Hintergrund gerückt zu sein scheint. Die irgendwie in dem Gefühl leben, sie hätten mit der Erde im tieferen Sinne nichts zu tun.
Auch wir Menschen spüren, wie uns solche Tage wie heute aufwachen lassen. Wie auf einmal ein Schub frischer Energie in uns erwacht, wie wir gute Laune fühlen allein schon, wenn wir wahrnehmen, dass die Sonne scheint und unsere Haut erwärmt. Ich empfinde es überaus wertvoll, dass wir uns immer wieder in diesem Bewusstsein bewegen, wahrnehmen was uns alles umgibt und zu fühlen, wie wir mit all dem verbunden sind. Ein Rausch für unsere Sinne, wenn wir dies bewusst erfahren.
Im übertragenden Sinne tragen wir diesen Rhythmus auch in uns. Immer wieder in unserem Leben sind wir angehalten darauf zu achten, was an Gedanken und Impulsen in uns auftaucht. Was sie uns sagen möchten, wozu sie uns auffordern. Was davon will und kann umgesetzt werden, was davon möchte Gestalt in unserem Leben einnehmen. Vergleichen wir die Gedanken und Impulse mit Samenkörnern, die in uns angelegt sind und nur darauf warten, dass wir uns entscheiden, sie wahrzunehmen, sie zu kultivieren, zu gießen, zu nähren, zu hegen und zu pflegen, um in diesem Prozeß etwas in uns Angelegtes zum Erwachen zu führen und dadurch unser Leben neu zu bereichern. Oftmals darf ich an mir selbst und an Anderen diese Prozesse wahrnehmen und begleiten. Es gibt nichts Wundervolleres, als einen solchen Entwicklungsprozess wirklich bewusst anzuschauen, zu begleiten und dabei zu sehen, wie so Vieles im Leben eines einzelnen Menschen erwachen und entstehen kann.
Leider finden viel zu wenige dieser Prozesse im Menschen wirklich in dieser Bewusstheit statt. Viele von uns sind Meister darin, sich zwar ständig in diesen Prozessen zu bewegen, die dann wie folgt ablaufen: Das Samenkorn zeigt sich. Es zeigt sich wieder und wieder, wird immer wieder unbeachtet in den Hintergrund gedrängt und missachtet. Hat eines davon so viel Kraft, dass es hartnäckig bleibt, so gelingt es ihm unter Umständen ein kleines Fleckchen brauchbaren Boden zu finden. Dieses läßt sich ganz schnell hineinfallen, um ja nicht in Gefahr zu geraten wieder weggefegt zu werden. Es liegt nun im Boden, bedeckt und geschützt. Nach kurzer Zeit beginnt es zu keimen. Das aufstrebende Grün drängt sich durch die Erde ans Licht. Der Gedanke verstärkt sich und nimmt mehr und mehr Raum ein. Und wie reagieren wir? Unser erster Impuls ist: Schon wieder dieser Gedanke! Laß mir meine Ruhe? Im wahrsten Sinne des Wortes und bildlich betrachtet, treten wir mit unseren Füßen fest auf das kleine Pflänzchen, welches gerade begonnen hat sich sowohl im Licht als auch unter der Erde zu entwickeln und zerstören es.
Ein kurzer Blick in die Natur:
Gut, dass die Natur ohne „Ego“ ausgestattet ist.
Gut, dass niemand bestimmen kann, was wann und wo geschieht.
Gut, dass sie mit diesem Rhythmus verbunden bleibt und sich ihm hingibt.

Welche Kraft, welche Vielfalt, welchen Reichtum an Lebendigkeit wären wir Menschen in der Lage diesem Leben auf dieser Erde zu schenken, wenn wir uns dies öfter bewusst machen. Wieviel Gutes könnten wir schaffen – für uns selbst und für andere. Wieviel Zufriedenheit könnte unter den Menschen herrschen – statt Unzufriedenheit, Kampf und Neid. Ich möchte Euch anregen darüber nachzudenken und immer wieder ganz bewusst in Euch hinein zu horchen. Zu fühlen, wahrzunehmen und ganz achtsam mit all dem umzugehen, was an Gedanken und Impulsen in Euch lebt!

Seien wir uns bewusst, dass wir es sind, die von der Erde leben – nicht die Erde von uns.
Seien wir uns bewusst, dass wir Aufgaben haben in diesem Leben, die es zu erfüllen gilt.
Seien wir uns bewusst, dass wir unsere eigene Zufriedenheit finden, wenn wir unserer inneren Stimme folgen und das umsetzen und tun, was in uns erwacht!
Das macht uns zu dem Menschen, der sich vollständig mit diesem Leben verbunden fühlt und spürt, dass dies vielleicht seine wichtigste Aufgabe in diesem Leben ist.

Nehmen wir uns die Natur als Beispiel!

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