Samstag, 7. April 2012

Auferstehung und Erlösung


Auferstehung und Erlösung

Es gibt Tage, an denen ich mich innerlich gefangen fühle. An denen es völlig gleichgültig ist, ob draußen die Sonne scheint oder ob es regnet. Besser noch Regen als Sonne, denn die könnte mich leichter aus der Gefangenschaft führen, sie könnte mich locken ins Leben zu treten. Obwohl ich mich gar nicht locken lassen will! Aber was will ich? Was soll dieses Gefühl in mir? Wozu ist es vorhanden und vor allem, wozu soll es gut sein? Die Liste der Fragen wäre jetzt leicht weiterzuführen, führte jedoch nicht wirklich zu einer Lösung.

Ja, was will ich eigentlich? Was will ich für mich an solchen Tagen? Diese Fragen stellen sich in diesen Momenten, wenn es uns gelingt, genau hin zu fühlen. Dass diese mir etwas sagen sollen und wollen, dass diese einen tieferen Sinn haben, stelle ich nicht in Frage. Diese Sicherheit ist spürbar. Und doch fehlt es an der notwendigen Klarheit – oder zumindest schiebe ich diesen Gedanken vor. Meist geschieht dies an Tagen, die frei sind, frei von Verpflichtungen und äußeren Anforderungen, die ansonsten der Alltag mit sich bringt. Tagen, die eigentlich zu genießen wären! Tage, die ich mir in stressigen Zeiten sehnsuchtsvoll herbei wünsche. Und dann sind sie da – und ich setze mich in den Käfig der Gefangenschaft, der sich wie tot anfühlt. Um mich herum werden dann all die Themen sichtbar, die „liegen geblieben“ sind. Die unaufgeräumte Küche von gestern, die unerledigten schriftlichen Sachen, die noch nicht gewaschene Wäsche, die zu bügelnde Wäsche im Keller und überhaupt der Keller. Der gehörte nun längst einmal aufgeräumt, aussortiert und entrümpelt….  Am Ende steht meist noch der Gedanke an die längst überfällige Steuererklärung.
Bei diesen Gedanken wird die Blockade in mir noch größer. Nichts aber auch gar nichts bewegt mich, irgendetwas davon tun zu wollen oder zu tun. Und dem Müssen will ich mich im Moment nicht unterwerfen. Das geschieht an vielen der anderen Tage. Auch dem Thema der fehlenden Selbstdisziplin versuche ich in diesem Moment nicht den Raum zu schenken, den es zu anderen Zeiten einnimmt. Nach längerem Gerangel mit diesen wiederkehrenden Gedankenmustern, gelange ich irgendwann an die Essenz des Ganzen.
In die Tiefe meiner Seele, die mir sagt, dass es absolut notwendig und unabdingbar sei, endlich mal anzuhalten, loszulassen, nichts zu tun, mich zu erlösen und einfach nur zu sein – für mich zu sein – und letztlich auch von der noch so dringenden Erledigung der Steuer – irgendwann werde ich diese schon in Angriff nehmen (mit der in dem Moment wachen Erfahrung des letzten Jahres, wenn sie erstmal begonnen ist, dann ist sie recht zügig erledigt und somit halb so schlimm). Loszulassen, mich zu erlösen, um mich in mir selbst zu suchen und möglicherweise auch zu finden. Mir den Raum zu schenken, und zwar nur für mich.

An den Stellen, die sonst im Alltag so häufig zu kurz kommen oder gar nicht gesehen werden. In der Tiefe der Seele liegt verborgen, was sich diese für unser Wesen wirklich wünscht, dort liegt das Potential verborgen, das geweckt werden will, um unser Leben zu bereichern. Es liegen tiefe Träume und Sehnsüchte verborgen, die uns zu uns selbst führen könnten. Die Erfüllung verheißen, wonach immer wieder die Sehnsucht in uns aufflackert, wir dieser jedoch nicht die Gelegenheit schenken deutlicher zu werden und wirklich sichtbar zu erscheinen.
Solche Tage sind dafür da, dass wir uns darauf einlassen dieser Sehnsucht zu folgen, die es uns ermöglicht uns selbst ein Stück näher zu kommen, uns kennenzulernen und das, was tief in uns schlummert, erwachen zu lassen – auferstehen zu lassen.
Die Widerstände die auftauchen sind dazu da, um überwunden zu werden und wenn wir genau hinschauen, liegen hinter diesen Widerständen Gedanken und Worte, die uns Ablenkung und Ausreden liefern, nicht in die sehnlichste erwünschte Veränderung zu gehen. Die Angst davor, aufzustehen, Erlösung zu finden und Klarheit zu schaffen. Ausreden, die unser eigener Geist erfindet, um uns abzuhalten in die eigene Erfüllung zu kommen. Wie widersprüchlich diese Worte im ersten Moment scheinen und doch liegt bei näherem Betrachten genau darin die Lösung.
Sind wir in der Lage diese Gedanken und Widerstände als das zu erkennen und zu überwinden, macht sich ein weites Feld vor uns auf. Ein Feld, welches darauf wartet von uns bestellt zu werden. Samen auszubringen, die schon lange in uns schlummern und gesät werden wollen, in all ihrer Kreativität und Besonderheit, die jeden Menschen ausmachen in seiner ihm eigenen Individualität.

Wenn wir nun das Thema „Auferstehung“ als Begriff nehmen und uns vorstellen, dass wir es sein können, die uns aus diesem - meist selbst gewählten Gefängnis befreien, weil der Schlüssel und Türgriff „innen“ liegt, dann liegt die Vorstellung nahe, wie es sich anfühlt, wenn wir uns von all den Themen erlösen, die längst darauf warten, von uns losgelassen bzw. bearbeitet zu werden.

Immer wieder wagen wir einen vorsichtigen, scheuen Blick durch die einen kleinen Spalt geöffnete Tür, um dann erschreckt zurückzuweichen und doch nochmal zurückzutreten. Diesen Vorgang wiederholen wir – wie oft – dass kann nur Jeder für sich selbst beantworten.

Ich wünsche Dir von Herzen den Mut Dich mit diesem Thema der eigenen „Auferstehung und Erlösung“ zu konfrontieren. Dir die Zeit dafür zu nehmen, die Du brauchst. Daran innerlich zu arbeiten und mehr und mehr ein Bild von dem Leben zu erschaffen, das Du leben willst. Was alles dazugehört kannst Du in Dir fühlen, wenn Du achtsam auf die Stimme in Deinem Inneren hörst und ihr immer wieder Raum schenkst.

Hab Vertrauen und steh auf, für Dein Leben, für Dein Sein in diesem Leben.

Überwinde die Angst, steh auf und finde Erlösung. Hinter Deiner größten Angst liegt Deine größte Stärke!

2 Kommentare:

  1. Auferstehung, wenn man Menschen fragt, was heißt erlöst werden, oder man sie fragt, was bedeutet der Tod Christi am Kreuz, wissen sie jedes mal zu antworten. Fragt man aber was bedeutet die Auferstehung, wird es oft sehr still.
    Auferstehung geschieht nur durch eine Kraft, die Liebe. Sie ist es, die unsere Leinentücher (Erfahrungen) abwickelt und uns aus der dunklen Höhle unserer Gedankenwelt ins Licht führt.Die Liebe ist es, die das Auf-stehen, das Auf-richten, das Auf-wärtssehen, die Auf-erstehung ermöglicht und vollzieht. Warum die Liebe? Sie ist allumfassend und vergißt nichts mitzunehmen, sie befähigt lange im dunklen steif gewesenes (wie im Höhlengrab Jesu) wieder weich und lebendig zu machen, sie gibt ständig, anstatt zu nehmen, sie ist die Kraft der Auferstehung, erstrebenswert sie zu erfahren, gewaltig als Geschenk, verändernd wo vom Himmel ausgegossen. Auferstehung ist die Wiederherstellung meines und Ihres Lebens, meines und Ihres Seins. Das Wort ist schon jahrtausende alt, die Kraft die dahinter steht- täglich erfahrbar, darum ist die Motivation so groß, Auferstehung zu erfahren um immer wieder neu der allumfassenden Liebe zu begegnen.
    Hans

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  2. Ich werde jetzt etwas tun, das ich mich den größten Teil meines bisherigen Lebens nicht getraut hätte, vor dem ich Angst gehabt hätte. Angst vor der Ablehnung, die mir im Außen hätte begegnen können und mich dazu veranlasst hätte mich noch mehr hinter die Mauer zurückzuziehen, die ich schon als Kind zum Schutz meines tiefsten Inneren, meiner Gefühle, Wünsche und Liebe gebaut hatte.

    Nachdem ich eine Weile Karins Texte voller Interesse und Freude gelesen habe, verspürte ich den tiefen Wunsch in mir zu erfahren, wie es anderen Menschen mit diesen Texten geht. Was diese Worte in ihnen bewirken, welche Gefühle, Gedanken, Widerstände, Erinnerungen und Erfahrungen in ihnen wach werden beim Lesen.
    Ich würde gerne mit Hilfe anderer Menschen diesen Worten einen weiteren Sinn und Wert geben, indem wir sie mit Leben füllen. Ich glaube, dass die Gedanken und Erfahrungen anderer Menschen gesagten oder geschriebenen Worten, die vom Ursprung her leer sind und nur zum Leben erweckt werden, indem man eine Beziehung, wie immer sie auch aussehen mag, zu ihnen aufbaut, eine ganz besondere Tiefe verleihen können.

    Ich würde mich von Herzen freuen, wenn mehr Kommentare eingestellt und nicht nur die Texte „konsumiert“ würden.

    Da Karin mir inzwischen mitgeteilt hat, dass das Einstellen leichter geworden ist (einfach unter Anonym einstellen), habe ich meinerseits den Mut gefunden meinen Wunsch öffentlich zu machen.
    Ulrike Shanti

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