Auferstehung und Erlösung
Es gibt Tage, an denen ich
mich innerlich gefangen fühle. An denen es völlig gleichgültig ist, ob draußen
die Sonne scheint oder ob es regnet. Besser noch Regen als Sonne, denn die
könnte mich leichter aus der Gefangenschaft führen, sie könnte mich locken ins
Leben zu treten. Obwohl ich mich gar nicht locken lassen will! Aber was will
ich? Was soll dieses Gefühl in mir? Wozu ist es vorhanden und vor allem, wozu
soll es gut sein? Die Liste der Fragen wäre jetzt leicht weiterzuführen, führte
jedoch nicht wirklich zu einer Lösung.
Ja, was will ich
eigentlich? Was will ich für mich an solchen Tagen? Diese Fragen stellen sich
in diesen Momenten, wenn es uns gelingt, genau hin zu fühlen. Dass diese mir
etwas sagen sollen und wollen, dass diese einen tieferen Sinn haben, stelle ich
nicht in Frage. Diese Sicherheit ist spürbar. Und doch fehlt es an der
notwendigen Klarheit – oder zumindest schiebe ich diesen Gedanken vor. Meist
geschieht dies an Tagen, die frei sind, frei von Verpflichtungen und äußeren
Anforderungen, die ansonsten der Alltag mit sich bringt. Tagen, die eigentlich
zu genießen wären! Tage, die ich mir in stressigen Zeiten sehnsuchtsvoll herbei
wünsche. Und dann sind sie da – und ich setze mich in den Käfig der
Gefangenschaft, der sich wie tot anfühlt. Um mich herum werden dann all die
Themen sichtbar, die „liegen geblieben“ sind. Die unaufgeräumte Küche von
gestern, die unerledigten schriftlichen Sachen, die noch nicht gewaschene
Wäsche, die zu bügelnde Wäsche im Keller und überhaupt der Keller. Der gehörte
nun längst einmal aufgeräumt, aussortiert und entrümpelt…. Am Ende steht meist noch der Gedanke an die
längst überfällige Steuererklärung.
Bei diesen Gedanken wird
die Blockade in mir noch größer. Nichts aber auch gar nichts bewegt mich,
irgendetwas davon tun zu wollen oder zu tun. Und dem Müssen will ich mich im
Moment nicht unterwerfen. Das geschieht an vielen der anderen Tage. Auch dem
Thema der fehlenden Selbstdisziplin versuche ich in diesem Moment nicht den
Raum zu schenken, den es zu anderen Zeiten einnimmt. Nach längerem Gerangel mit
diesen wiederkehrenden Gedankenmustern, gelange ich irgendwann an die Essenz
des Ganzen.
In die Tiefe meiner Seele,
die mir sagt, dass es absolut notwendig und unabdingbar sei, endlich mal
anzuhalten, loszulassen, nichts zu tun, mich zu erlösen und einfach nur zu sein
– für mich zu sein – und letztlich auch von der noch so dringenden Erledigung
der Steuer – irgendwann werde ich diese schon in Angriff nehmen (mit der in dem
Moment wachen Erfahrung des letzten Jahres, wenn sie erstmal begonnen ist, dann
ist sie recht zügig erledigt und somit halb so schlimm). Loszulassen, mich zu
erlösen, um mich in mir selbst zu suchen und möglicherweise auch zu finden. Mir
den Raum zu schenken, und zwar nur für mich.
An den Stellen, die sonst
im Alltag so häufig zu kurz kommen oder gar nicht gesehen werden. In der Tiefe
der Seele liegt verborgen, was sich diese für unser Wesen wirklich wünscht,
dort liegt das Potential verborgen, das geweckt werden will, um unser Leben zu
bereichern. Es liegen tiefe Träume und Sehnsüchte verborgen, die uns zu uns
selbst führen könnten. Die Erfüllung verheißen, wonach immer wieder die
Sehnsucht in uns aufflackert, wir dieser jedoch nicht die Gelegenheit schenken
deutlicher zu werden und wirklich sichtbar zu erscheinen.
Solche Tage sind dafür da,
dass wir uns darauf einlassen dieser Sehnsucht zu folgen, die es uns ermöglicht
uns selbst ein Stück näher zu kommen, uns kennenzulernen und das, was tief in
uns schlummert, erwachen zu lassen – auferstehen zu lassen.
Die Widerstände die
auftauchen sind dazu da, um überwunden zu werden und wenn wir genau hinschauen,
liegen hinter diesen Widerständen Gedanken und Worte, die uns Ablenkung und
Ausreden liefern, nicht in die sehnlichste erwünschte Veränderung zu gehen. Die
Angst davor, aufzustehen, Erlösung zu finden und Klarheit zu schaffen.
Ausreden, die unser eigener Geist erfindet, um uns abzuhalten in die eigene
Erfüllung zu kommen. Wie widersprüchlich diese Worte im ersten Moment scheinen
und doch liegt bei näherem Betrachten genau darin die Lösung.
Sind wir in der Lage diese
Gedanken und Widerstände als das zu erkennen und zu überwinden, macht sich ein
weites Feld vor uns auf. Ein Feld, welches darauf wartet von uns bestellt zu werden.
Samen auszubringen, die schon lange in uns schlummern und gesät werden wollen,
in all ihrer Kreativität und Besonderheit, die jeden Menschen ausmachen in
seiner ihm eigenen Individualität.
Wenn wir nun das Thema
„Auferstehung“ als Begriff nehmen und uns vorstellen, dass wir es sein können,
die uns aus diesem - meist selbst gewählten Gefängnis befreien, weil der
Schlüssel und Türgriff „innen“ liegt, dann liegt die Vorstellung nahe, wie es
sich anfühlt, wenn wir uns von all den Themen erlösen, die längst darauf
warten, von uns losgelassen bzw. bearbeitet zu werden.
Immer wieder wagen wir
einen vorsichtigen, scheuen Blick durch die einen kleinen Spalt geöffnete Tür,
um dann erschreckt zurückzuweichen und doch nochmal zurückzutreten. Diesen
Vorgang wiederholen wir – wie oft – dass kann nur Jeder für sich selbst
beantworten.
Ich wünsche Dir von Herzen
den Mut Dich mit diesem Thema der eigenen „Auferstehung
und Erlösung“ zu konfrontieren. Dir die Zeit dafür zu nehmen, die Du
brauchst. Daran innerlich zu arbeiten und mehr und mehr ein Bild von dem Leben
zu erschaffen, das Du leben willst. Was alles dazugehört kannst Du in Dir
fühlen, wenn Du achtsam auf die Stimme in Deinem Inneren hörst und ihr immer
wieder Raum schenkst.
Hab Vertrauen und steh
auf, für Dein Leben, für Dein Sein in diesem Leben.
Überwinde die Angst, steh auf und finde Erlösung.
Hinter Deiner größten Angst liegt Deine größte Stärke!