Lasten tragen
In diesen
Tagen sind wir aufgefordert, uns mit alten Strukturen auseinander zu setzen. Strukturen,
die seit langer Zeit in uns lebendig sind, die uns in unserem Verhalten, im
Umgang mit uns selbst und mit anderen ausmachen. Strukturen, die wir gut kennen.
Strukturen, die nicht immer von Vorteil für uns sind. Strukturen, die uns bis
heute unser Leben lang geprägt haben.
In
Verbindung mit diesen Strukturen zu treten, sie wahrzunehmen und zu prüfen, wie
weit es wirklich unsere eigenen Strukturen
sind wird Aufgabe, um uns selbst bewusster zu werden. Das Leben führt uns an
Situationen heran, in welchen unsere gelebten und oftmals eingefahrenen
Strukturen auftauchen und uns herausfordern, genau hinzuschauen und vor allem
genau hinzufühlen. Im Hinfühlen stellen wir vielleicht fest, dass unser
Verhalten zwar unserer Gewohnheit entspricht, weil wir „seit wir denken können“
immer so oder ähnlich reagierten und handelten, gleichzeitig nehmen wir wahr,
dass uns diese Gewohnheit wie eine Sucht, wie ein Zwang immer wieder in alte
Muster zieht.
Wenn es
uns gelingt genau hinzuschauen und hinzufühlen werden wir erkennen, dass unser
Verhalten nicht mehr dem entspricht, was wir aus unserem Bewusstsein heraus
eigentlich für uns selbst an Verhaltensstruktur leben wollen.
Mein
Versuch, diesen Prozess in Worte zu fassen, drückt das gewählte Foto aus:
Ein Baum,
der bald 60 Jahre alt ist.
Ein Baum,
der fremde und eigene Lasten trägt.
Ein Baum,
der Äste lassen musste.
Ein Baum,
an dessen Rinde zu erkennen ist, dass er schon einige Verletzungen auf sich
nehmen musste.
Ein Baum,
der trotz allem Jahr für Jahr im Frühjahr Knospen treibt und Blüten trägt.
Ein Baum,
der jedes Jahr ein dichtes Blätterkleid bildet und Schatten spendet.
Ein Baum,
der uns in jedem zweiten Jahr mit einer reichen Apfelernte erfreut.
Ein Baum,
der sich von all den äußeren Einflüssen nicht abhalten lässt, seinem Wesen und
seiner Bestimmung treu zu bleiben.
Ein Baum,
der diesen Prozess so lange weiterführen wird, so lange er Nahrung über seine
Wurzeln in sich aufsaugt und sein Kraftfluss erhalten bleibt.
Jeder Mensch nimmt im Laufe seines Lebens eine
Vielfalt an Lasten auf sich. Lasten, die ihm Andere auferlegen und Lasten, die
er sich selbst ans Bein bindet.
Jeder Mensch erleidet im Laufe seines Lebens
Schmerzen, Enttäuschungen, Verluste und Niederlagen, die sichtbar und
unsichtbar Wunden hinterlassen.
Jeder Mensch erfährt in seinem Leben Heilung,
Annahme, Vergebung und Dankbarkeit, die ihn in seinem individuellen Erfahrungsreichtum unvergleichlich machen.
Jeder Mensch erhält das Geschenk eines neuen
Morgens und eines neuen Tages, welcher ihm die Chance gibt - trotz allem - neu
anzufangen und lebendig zu sein.
Jeder Mensch hat die Freiheit, in Kontakt mit
seinem inneren Wesen zu treten, mit ihm Verbindung aufzunehmen und immer mehr
zu dem zu werden, was er in sich spürt und ist.
Jeder Mensch trägt sein eigenes Kraftfeld in
sich, das ihn versorgt, das durch ihn fließt, das ihn auszeichnet und ihn genau
zu dem Menschen macht, der er ist.
Jeder Mensch bereichert sich selbst und die
Welt mit dem was ihn ausmacht, wenn er sich loslöst und befreit von dem, was
ihn äußerlich scheinbar gezeichnet hat, indem er sich nach innen wendet.
Jeder Mensch, der sich seinem wahren Wesen
zuwendet und dieses lebendig werden lässt, erweckt dadurch sein ureigenes
Potential, seine wahrhaftigen Qualitäten.
Jeder Mensch kann nur in aller Kraft leben,
was er wirklich und wahrhaftig ist, das was er in sich trägt. Das was ihn
ausmacht und zu ihm gehört.
Jeder Mensch ist aufgefordert, sich in seiner Einzigartigkeit zu leben. Nichts im
Außen sollte so schwer an Last sein, unser Wesen davon abzuhalten, auf sich
aufmerksam zu machen.
… und wie
der Apfelbaum nur Äpfel tragen kann, kann jeder Mensch nur das in all seiner
Kraft und Leichtigkeit ins Leben führen, was aus ihm selbst heraus erwächst.
So wünsche ich Dir, ganz besonders
in diesen Tagen, Zeit für Dich zu finden, mit dem Wesen in Dir Kontakt
aufzunehmen, ihm Dein Herz zu öffnen und all Deine LIEBE zu schenken. Es in die
Arme zu schließen, ihm all Deine Aufmerksamkeit zukommen zu lassen und ihm all
die Nahrung zu schenken, die es braucht um lebendig zu sein.
Vertraue darauf, dass Dein Wesen
Dich führt.
Vertraue darauf, dass Dein Wesen
alte Strukturen löst, um neue zu bilden, die Deiner jetzigen Schwingung
entsprechen.
Vertraue darauf, wenn Dich Dein
Wesen auffordert, Lasten loszulassen, die Du lange genug getragen hast.
Vertraue darauf, dass Dein Wesen
Dich dahin führt, wo Du sein kannst, wie Du bist.
Vertraue darauf, dass Dein Wesen
jeden gelegten Samen in Dir kennt und ihn ins Wachstum führt.
Vertraue darauf, dass Dein Wesen
Dich bedingungslos liebt.