Einschränkungen
Ein bisschen plagte mich
in den letzten Wochen mein schlechtes Gewissen, das da lautete: Es wird mal
wieder Zeit, an deinen Blog zu denken
(was ich natürlich oft getan habe) und zu schreiben (was mir irgendwie nicht
möglich war)… Jetzt hast Du es angefangen, und nun? (Die Erinnerung an Themen
der Vergangenheit tauchte auf und brachte mir X-Situationen vor Augen, in
welchen es ähnlich schien).
Tja, aus heutiger Sicht
kann ich nur sagen: Es war gerade einfach nicht die Zeit. Es war nicht dran,
mich zum Schreiben zu zwingen. Meine Gedanken waren: „Im Moment kommt nichts dabei
zustande, womit du hinterher zufrieden bist,“ – oder so ähnlich. Also hab ich
es gelassen – wie gesagt – mit dem Thema, das mein immer wieder auftauchendes
schlechtes Gewissen im Ohr saß und mich erinnerte, manchmal sogar regelrecht
quälte. Meist in Situationen, in welchen das was zu tun anstand eh schon genug
war.
Über dieses Thema habe ich
in den letzten Tagen viel nachgedacht und versucht, nicht in die Schiene zu
gleiten, zu jammern und zu klagen, dass Alles einfach zuviel ist, bzw.
irgendwelche Rechtfertigungen zu suchen. Ich habe versucht – und die, die mich
kennen, wissen um meine Seite, in Allem und Jedem zu versuchen, die „andere“
Seite zu erkennen – eben diese andere Seite zu finden.
Wir leben in einer Welt
der Dualität. Um in das Gefühl der Einheit zu gelangen, ist es not-wendig, dies
zu anzuerkennen und anzunehmen, gleichzeitig im zweiten Schritt zu wissen, dass
ich selbst in das Gefühl der Einheit nur dann gelangen kann, wenn ich annehme,
dass es tatsächlich in Allem zwei Seiten gibt. Und ich allein bin es, die die
Wahl hat, diese beiden Seiten zu betrachten. Erst über das Betrachten gelingt
es mir, eine Sache umfassend zu erfassen, zu erkennen und zu verstehen.
Also habe ich nach der
„anderen Seite“ gesucht. Diese zu finden war im ersten Moment sehr einfach,
nämlich zu denken: Ok, es ist eben so. Im Moment soll es wohl nicht sein, dich
zieht es nicht an den PC um zu schreiben. Nur damit war mir nicht wirklich weitergeholfen,
denn sofort kam der Gedanke: Soll ich das mit dem Schreiben vielleicht ganz
lassen? Ist es vielleicht gar nicht mein Ding? ???? Fragezeichen über
Fragezeichen tauchten auf. Weil es mir ja – eigentlich – viel Freude macht,
mich hinzusetzen und das zu schreiben, was mich grade beschäftigt, mir grade
begegnet usw., wenn ich dran bin und es sich auch so anfühlt. Und wieder kam
das schlechte Gewissen: Jetzt hast Du angefangen und machst nicht weiter….
In dieser Zeit begegnete
mir ein Text, der mir half zu verstehen, was meine Aufgabe in dieser Situation
war. Es galt, die Suche zu beenden nach Wegen zu fahnden, wann denn nun eine
Stunde Zeit freizuschaufeln wäre, um mich an den PC zu setzen. Denn am
Zeitmangel lag es nicht wirklich.
Es war der Satz: „Sie müssen erkennen, dass es unmöglich ist,
ganz ohne Einschränkungen zu leben. Jedes System, jede Entscheidung für eine
bestimmte Sache setzt Schranken und gibt Ihnen gleichzeitig die Freiheit, zu
tun, was Sie sonst nicht tun könnten…..
Und auch diese Sätze hatte
ich im ersten Moment nicht verstanden. Denn es war ja mein Wunsch zu schreiben.
Warum also sollte ich mich darin einschränken.
Was ich versäumt hatte
anzuschauen war, dass ich im April einige Anforderungen außer der Reihe hatte. Es
waren Seminare zu halten und mich darauf vorzubereiten. Es standen Aufgaben an,
die sowohl Zeit als auch Gedankenarbeit verlangten. Und ich war es, die sich
anmaßte, dies Alles mit Links zu schaffen. Nebenher noch die Praxisarbeit
durchzuführen und ganz nebenbei noch die Wochenenden der Ausbildung, die ich
vor einigen Monaten begonnen habe, zu besuchen und mich auch darin auf dem
Laufenden zu halten.
In solchen Zeiten, die wir
gerne als „Stress“ bezeichnen ist es leicht möglich an den Rand unserer Kräfte
zu gelangen. Bis zum letzten zu versuchen, an allen Enden dranzubleiben und
diese zu bedienen.
Es kostet einiges an Überwindung,
sich einzugestehen, dass all dies nicht mehr zu schaffen ist. Dass jeglicher
Freiraum verschwindet und es nur noch darum geht, zu funktionieren.
Die Entscheidung zu
treffen, zum einen „Ja“ und zum anderen „Nein“ zu sagen fällt uns oft schwer.
Und doch ist es not-wendig diesen Schritt zu vollziehen.
Mich entschieden zu haben,
– dann endlich nach Tagen des inneren Ringens – dass das Thema Schreiben nun
für eine Weile hinten ansteht schenkte mir – im Rückblick betrachtet – eine
große Freiheit mit entsprechendem Freiraum.
Es geht dabei nicht um
freigewordene Zeit, denn diese war ja vorhanden. Mir war ganz deutlich
geworden, dass es die Gedanken ums Thema waren, von denen ich mich mit dieser
Entscheidung befreien durfte. Gleichzeitig in dem Wissen zu sein, dass ich das
Thema „Schreiben“ jederzeit wieder aufgreifen kann, sobald ich dies in mir
wahrnehme.
Zu beschreiben, welch
wundervolles Gefühl der Freiheit auftauchte, frei von diesen Gedanken zu sein,
ist nicht einfach.
Denn, der erste Gedanke bei
dem Thema „Einschränkung“ ist: Ich nehme mir etwas, es entsteht Mangel,
Unfreiheit, ich muss auf etwas verzichten.
Fakt ist, wenn ich mich in
der Einschränkung auf bestimmte Themen einlasse, damit diesen Themen mehr Raum
schenke und mir die Gelegenheit biete, diesen Raum intensiv zu nutzen, für das
was ich mir vorgenommen habe. Und genau darüber erfahren wir relativ schnell
Erfolg. Eine Aufgabe zu erfüllen, wenn ich mit meinem ganzen Bewusstsein,
meiner ganzen Schaffenskraft, meiner ganzen Energie damit verbunden bin, geht
unglaublich leicht. Es war ein gutes Gefühl, dies so bewusst wahrzunehmen und
zu erkennen.
Gleichzeitig unterstützt
mich die Entscheidung für die „Einschränkung“ auch, wenn ich in der
Durchführung bzw. Auseinandersetzung feststelle, dass das, was ich mir da
vorgenommen habe, so gar nicht mein Ding ist. Dann fällt es relativ leicht,
wiederum eine Entscheidung zu treffen und mich eben dagegen zu entscheiden. Das
Hadern und Zweifeln entfällt.
Jeder kennt dieses Gefühl,
wenn er sich einmal für eine Sache tief auf seinem Herzen heraus entschieden
hat. Zwar hat auch er die Erfahrung gesammelt: Entscheide ich mich für das
Eine, verzichte ich automatisch auf das Andere. Eine bewusst getroffene
Entscheidung allerdings, die meinem Wesen entspricht und dient, für das was mir
gut tut, lässt jeden Zweifel schwinden.
Genau diese Erfahrung
durfte ich im Nachhinein bei meinem „eigenen“ Thema erkennen, in welchem es für
mich anfangs nicht klar war, dass es eben an dieser Entscheidung liegt.
Die Einschränkung, den
Blog für eine Zeit hinten anzustellen, hat dazu geführt, dass ich mich allem
Anderen in einer Intensität widmen konnte, die Arbeit leicht von der Hand ging,
mich erfüllte und zufrieden machte.
Nun, nachdem diese Zeit
hinter mir liegt, vieles abgeschlossen und erledigt ist, durfte ich wahrnehmen,
wie sich das Blogschreiben wieder in meinen Gedanken einnistete und wie ich
heute mit großer Freude an den PC ging und begonnen habe zu schreiben.
Nun weiß ich, dass dies
nicht in allen Situationen des Lebens möglich ist, aus sich heraus so zu
entscheiden. Ohne durch die sich ergebenden Konsequenzen möglicherweise auch
Schaden zu nehmen. Natürlich sind wir beruflich in Verbindlichkeiten, die dies
nicht erlauben. Und doch ergeben sich bei genauem Betrachten, genügend
Situationen des Lebens, die diese freien Entscheidungen erlauben und uns durch
Einschränkung ein hohes Maß an Lebensqualität, Freiheit und Freiräumen
schenken.
Ich wünsch mir und Euch,
dass wir in solchen Momenten (egal welchen Inhalts) leichter erkennen und
annehmen, worum es dabei geht. Dass wir uns zukünftig eingestehen, Entscheidungen
für uns selbst in Bewusstheit zu treffen. Denn auf diesem Weg gelingt es, bei
uns und unserer Kraft zu bleiben und die Aufgaben, welche uns das Leben stellt,
zu erfüllen.
Ich empfinde tiefe Dankbarkeit,
dass ich über diesen Weg den Begriff der Einschränkung erkennen durfte. Und
erfahre darüber, dass allein ich es bin, die die Freiheit besitzt, mich von
einer einmal getroffenen Einschränkung auch wieder zu befreien – nämlich dann,
wenn die Zeit dafür gekommen ist.
Vermutlich widerstehen wir
dem Implus, frei zu entscheiden wofür wir noch nicht wirklich klare Gedanken gefunden
haben, weil wir denken: Wenn ich mich jetzt dafür entscheide, dann kann ich
nicht mehr zurück….
Das nächste Mal also, wenn ich erkennen sollte,
dass es eine längere Zeit dauern wird, bis ich einen nächsten Beitrag in den
Blog einstelle, werde ich „posten“, dass der Blog im Moment ruht, und ich um
Verständnis bitte.
- Gestehen wir uns zu, dass nur wir
selbst unseren eigenen Geist beherrschen können.
- Gestehen wir uns zu, dass nur wir
selbst wissen, was im Moment gut für uns ist.
- Gestehen wir uns zu, dass nur wir
selbst unser eigenes „Glaubensbekenntnis“ in uns tragen, nach dem wir leben.
- Gestehen wir uns zu, dass nur wir
selbst die Entscheidung treffen können, an diesem „Glaubensbekenntnis“ Veränderungen
vorzunehmen.
- Gestehen wir uns zu, dass nur wir
selbst es sind, die erkennen können, dass wir über Einschränkung im Leben
Freiräume und Freiheit in einem gewissen Bereich erfahren.
- Gestehen wir uns zu, dass wir
selbst verantwortlich sind, uns zu erlauben, das Leben zu leben, welches tief in
uns gelebt werden möchte.
- Gestehen wir uns zu, dass nur wir
selbst entscheiden können, uns so anzunehmen wie wir sind und uns gerade
deshalb über alle Maßen mit unserer Selbstliebe zu beschenken.
Zum Bild: Die „Einschränkung“ auf einen englischen Rasen
zu verzichten schenkt mir eine Wiese mit einer Fülle an Gänseblümchen, über die
ich mich jeden Tag freue. Eine Einschränkung, die ganz leicht fällt.
Noch was zum Schluss: Ich
würde mich sehr freuen, wenn ihr die Gelegenheit nutzt, Kommentare zu schreiben.
Anfangs war das wohl ziemlich schwierig. Inzwischen ist es durch Umstellung –
für die ich herzlich danke – einfach geworden. DANKE!